Wenn Kurse nach einer Rallye schnell zurücksetzen, spricht man von technischer Bereinigung: Der Markt „räumt auf“.

Nicht neue Fundamentaldaten, sondern Markttechnik dominiert – Gewinnmitnahmen, Stop-Loss-Ketten, Algo-Flow, Margin Calls. Typisch: schneller Rückgang, Stabilisierung an chartrelevanten Marken, anschließend oft Erholung.

Aktuelle Lage (Oktober 2025):

• Gold markierte im Oktober neue Hochs > 4.000 $/oz, fiel dann in einer scharfen Bewegung – klassisches Profit-Taking. Nach der Fed-Zinssenkung am 29.10. pendelte Gold um 4.000 $/oz – Zeichen für Konsolidierung, nicht Kapitulation.

• Silber schoss auf >50 $/oz (Allzeithoch), anschließend Rücksetzer – ebenfalls technisch getrieben. Bemerkenswert: Backwardation und enge physische Verfügbarkeit, zeitweise London-Premium gegenüber Comex.

• Mehrere Häuser sprechen explizit von Korrektur innerhalb eines Aufwärtstrends – keine Trendwende.

Was bedeutet „technische Bereinigung“ konkret?

Überkauft → Abkühlung: Indikatoren drehen, Trader nehmen Gewinne mit.
Stops & Hebel: Brüche von 50/100/200-Tage-Durchschnitten lösen Kettenreaktionen aus.

Fluss statt Fundament: News ändern sich kaum – die Ordertechnik bewegt den Preis.

Praxis-Playbook (keine Anlageberatung):
Kernposition halten, Zukäufe staffeln (Tranches), statt „alles auf einmal“.
Auf Bestätigungen achten: Rückeroberung wichtiger Zonen (bei Gold rund um ~4.000 $), höhere Tiefs, abnehmender Verkaufsdruck.

Risikomanagement first: Positionsgröße planen; nicht dem „fallenden Messer“ hinterherspringen.

Mein Fazit: Technische Bereinigungen sind der Frühjahrsputz im Chart – unangenehm, aber gesund. Für Langfrist-Anleger oft genau die Phasen, in denen man qualitativ nachlegt – physisches Gold & Silber mit sauberer Lager-/Versand- und Depotstruktur.

Definitionen

Stop-Loss-Ketten:
Stop-Loss-Orders sind Sicherheitsnetze („verkaufen, falls X fällt“). Wird ein wichtiges Niveau unterschritten, lösen viele Stops zeitgleich aus. Das erzeugt zusätzlichen Verkaufsdruck, drückt den Preis weiter – und triggert die nächsten Stops. Kaskade statt Einzelorder.

Algo-Flow:
Ein großer Teil des Handels läuft über Algorithmen (Trendfolger, Market-Maker, Absicherungs-Algos). Sie reagieren auf Kurs, Volumen, Volatilität – nicht auf Nachrichten. Bricht ein Level, erhöhen Algos oft automatisch Short- oder Hedge-Positionen bzw. ziehen Liquidität ab. Das verstärkt Bewegungen kurzfristig.

Margin Calls:
Wer mit Hebel (Futures/CFDs) long ist, muss Sicherheiten („Margin“) hinterlegen. Fällt der Kurs stark, reicht die Margin nicht mehr – Broker verlangen Nachschuss. Wer nicht nachschießen kann, wird zwangsliquidiert (Position wird verkauft). Das erzeugt Zwangs-Verkäufe und zusätzlichen Druck – bis sich der Markt neu ausbalanciert.

Warum das wichtig ist:
Diese drei Effekte sind technisch, nicht fundamental. Sie erklären, warum Rückgänge bei Gold/Silber manchmal schnell & überproportional wirken – und sich danach oft beruhigen, sobald die Kettenreaktion durch ist.

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